Dana Kavelina
Letter to a Turtledove (2020)

Video

Daten
1.7.–1.8.2022

Details
HD-Video, 21 min

Ort
Neue Galerie Graz
Graz

Teil von
Ein Krieg in der Ferne. Prolog

Russlands Krieg mit der Ukraine begann nicht erst am 24. Februar 2022, sondern mindestens acht Jahre zuvor. Schon damals wurde der kohlereiche Donbas zum Schlachtfeld für die ukrainische Armee und die von Russland unterstützten Separatisten. Dana Kavelinas poetischer Kurzfilm erzählt von diesem Krieg und den halluzinatorischen Schrecken, die er entfesselt hat. Er mischt Archivmaterial, Collage-Animationen und Realfilmsegmente mit Szenen aus dem anonymen fünfstündigen Dokumentarfilm To Watch the War (2018). Der heutige Krieg erscheint wie eine Umkehr der sowjetischen Geschichte im Donbas, einst ein Schaufenster der Stoßarbeit und der sozialistischen Industrialisierung. Dabei implodiert die Geschichte und hinterlässt ein Durcheinander von erschütternden Bildern und tödlichen Ritualen, in denen sich Dokumente und Traumlandschaften vermischen. Kavelina kombiniert diese zum einzigartigen Rhythmus ihrer poetischen Botschaft – eine Übertragung im Radio, die sich an die Frauen in den besetzten Gebieten richtet. Es ist eine bedrohliche Botschaft, die in nahezu religiösen Tönen Zerstörung und Erlösung verspricht – das Versprechen eines Vergewaltigers gegenüber seinem Opfer. Als Teil eines größeren Zyklus über Völkermord, Krieg und deren Folgen für Frauen bietet Kavelinas Film eine ganz andere Sichtweise als die objektivierende, die wir so oft verwenden, um die Opferrolle zu betrachten. Er erforscht, wie Gewalt von den Überlebenden einverleibt und verinnerlicht wird, zum Teil auch als Schuld. Seine Art und Weise, mit diesem sensiblen Thema umzugehen, nimmt die heutige Tragödie vorweg – den massiven Einsatz von Vergewaltigung als Kriegswaffe durch russische Soldaten.

Regie und Schnitt: Dana Kavelina
Schauspielerin und Assistentin: Kateryna Turenko
Text bearbeitet von Nikita Pidgora
Zweite Stimme: Nikita Pidgora

Retrospektive
Retrospektive
Retrospektive